Die Geschichte des Cheval Blanc
Im Jahr 2021 versetzte das Château Cheval Blanc die Weinwelt in Aufruhr, als es seinen Rückzug aus dem legendären Klassifizierungssystem von Saint-Émilion bekannt gab. Damit verzichtete es freiwillig auf den Status Premier Grand Cru Classé A für seinen Grand Vin - obwohl nur vier Weingüter diesen Titel tragen dürfen und Cheval Blanc seit 1954 ununterbrochen zu dieser Crème de la Crème des Bordeaux gehört hatte! Natürlich hat diese Entscheidung den Kultstatus des Grand Vin in keiner Weise geschmälert - ganz im Gegenteil. Denn bei Château Cheval Blanc stand schon immer die höchstmögliche Qualität eines jeden Weines im Vordergrund.
Werfen wir einen Blick auf die Geschichte dieses einzigartigen Weinguts.
Wo befindet sich Château Cheval Blanc?
Willkommen im rechten Ufer von Bordeaux, in der Appellation Saint-Émilion. Das Château liegt am äußersten nordwestlichen Rand von Saint-Émilion, direkt an der Grenze zu Pomerol. Die Legende besagt, dass die allerersten Rebstöcke in Bordeaux genau an dieser Stelle gepflanzt wurden - obwohl es dafür keine historischen Beweise gibt. Sicher ist, dass die alten Römer hier in Saint-Émilion den Weinbau vorantrieben, frühe Handelswege einrichteten und die ersten großen Weingüter der Region bauten. Diese Appellation kann also zu Recht als die Wiege des Weinbaus in Bordeaux angesehen werden.
Wie ist die Geschichte des Châteaus Cheval Blanc?
Obwohl auf Cheval Blanc bereits seit über fünf Jahrhunderten Wein gemacht wird, fängt die eigentliche Geschichte des Châteaus "erst" im Jahr 1832 an, als Jean-Jacques Ducasse das Land, auf dem das heutige Weingut steht, kaufte. Wobei der Präsident des Gerichtshofes in Libourne zunächst nur einen Teil des Anwesens erstand. Er verbrachte aber die nächsten 20 Jahre damit, Stück für Stück dazuzukaufen, bis er auf die 39 Hektar umfassende Fläche kam, die seitdem nahezu unverändert ist – wenn man mal von den drei Hektar absieht, die noch hinzugekommen sind. Zu diesem Zeitpunkt produzierte man zwar bereits Wein auf Cheval Blanc, aber erst Ducasses Schwiegersohn Jean Laussac-Fourcaud erkannte das Potenzial des Terroirs und sorgte für den außergewöhnlichen Rebsortenspiegel, für den das Château bis heute weltweit bekannt ist. Ab 1862 feierten die Cheval-Blanc-Gewächse dann auch erste Triumphe. Der Durchbruch gelang dann 1878 mit der ersten Goldmedaille auf der Weltausstellung in Paris, die seitdem auch das Etikett ziert.
Bis 1998 baute die Familie Laussac-Fourcaud den Ruf von Cheval Blanc weiter aus. Der Grand Vin war zu diesem Zeitpunkt bereits eine Legende. Und dann verkaufte die Familie genau diese Legende an die beiden wohl mächtigsten Unternehmer ihrer Zeit: Bernard Arnault und Baron Albert Frère. Laut mehreren Zeitungsberichten soll der Kaufpreis damals umgerechnet 131 Millionen Euro betragen haben. Selbst für das Bordeaux war das ein neuer Rekord! Bernard Arnault und Baron Albert Frère beließen das Team von Cheval Blanc, wie es war. Allerdings setzten sie den kenntnisreichen Pierre Lurton als Generaldirektor an die Spitze des Weinguts, der das Renommee tatsächlich noch vergrößern konnte
Für welche Rebsorte ist Château Cheval Blanc berühmt?
Hier kommen wir zum Kern der Einzigartigkeit des Cheval Blanc. Das rechte Ufer von Bordeaux wird in erster Linie mit einer Rebsorte in Verbindung gebracht - Merlot. Doch bei Cheval Blanc spielt der Merlot eigentlich nur die zweite Geige. Der wahre Star ist der Cabernet Franc, der etwa die Hälfte der Rebfläche bedeckt und je nach Jahrgang bis zu 55 % des Grand Vin ausmacht.
Die Dominanz des Cabernet Franc hat einen guten Grund - sie liegt in den Böden der 56 Parzellen des Weinguts. Das bringt uns zu der nächsten Frage.
Wo genau liegen die Weinberge vom Château Cheval Blanc?
Saint-Émilion ist für sein Kalksteinplateau berühmt, auf dem Merlot von Weltruf gedeiht. Natürlich gedeihen hier auch die Merlot-Reben von Cheval Blanc. Der Großteil der Reben wächst aber in Parzellen, deren Böden ein einmaliges Mosaik aus Ton, Kies und Sand bilden. Dieses Mosaik auf der Kuppe des Plateaus bildet die ideale Grundlage für Cabernet Franc, der hier zu seiner vollen Größe auflaufen kann.
Um die Jahrtausendwende herum führten die Önologen von Cheval Blanc übrigens mehrere Experimente mit den unterschiedlichen Bodentypen und den drei Rebsorten durch, um wissenschaftlich gestützt die idealen Standorte für die Trauben zu ermitteln. Penibel untersuchte man dabei die Bodentemperaturen während der kompletten Vegetationsperiode und prüfte die Wasserversorgung sowie die Mineralstoffaufnahme der Rebstöcke, während man zudem phänologische Untersuchungen machte und die Traubenreifung genau oberservierte. Es wurden sogar kleine Traubenmengen vergoren. Und dann kam die große Überraschung. Es stellte sich nämlich heraus, dass ein Großteil der Reben bereits an dem für sie idealen Ort standen und es kaum noch Verbesserungspotenzial gab! Das alles war Jean Laussac-Fourcaud zu verdanken, der die Parzellen so bereits im 19. Jahrhundert angelegt hat. Erstaunlich!
Wie werden die Weine bei Cheval Blanc hergestellt?
Dass beim Château Cheval Blanc Handarbeit groß geschrieben wird, müssen wir wohl nicht noch extra betonen. Die Arbeiten in den 56 Parzellen finden ausschließlich manuell statt - was dann auch für die Lese gilt. Die Trauben, die bei perfekter physiologischer Reife geerntet werden, werden sage und schreibe drei Mal aussortiert. Nämlich direkt während der Lese im Weinberg, auf dem Sortiertisch vor der Kelter und letztlich noch einmal, wenn die Trauben entrappt wurden. Was für ein Aufwand! Aber nur so kann sichergestellt werden, dass ausschließlich gesunde Weinbeeren weiterverarbeitet werden. Genauso penibel geht es dann weiter: Der Most wird ausschließlich mittels Schwerkraft transportiert. Es findet kein Umpumpen statt. Dafür hat man extra einen neuen Keller bauen lassen. Da die Trauben aus jeder Parzelle ein sehr spezifisches Profil haben, werden sie selbstverständlich auch einzelnen in unterschiedlich großen Bottichen vergoren und dann auch eigenständig ausgebaut. Jeder Wein bleibt für 16 bis 18 Wochen bei genau 14 °C in den eigens für sie vorgesehenen Fässern.
Bevor die Assemblage stattfindet, verkostet das Team gemeinsam alle Weine - und entscheidet dann, welche Parzellen in den Grand Vin kommen. Und das sind in der Regel meist nur 15 bis 35 Parzellen. Diese können sich, ebenso wie die Rebsortenzusammensetzung, Jahr für Jahr ändern. Meist dominiert Merlot die Cuvée, dicht gefolgt von Cabernet Franc und mit nur sehr kleinen Anteilen von Cabernet Sauvignon. Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Jahrgang 2010 besteht so zum Beispiel aus 56 Prozent Cabernet Franc und nur 44 Prozent Merlot. 2017 hingegen erstaunte die Fachwelt mit 77 Prozent Merlot und 15 Prozent Cabernet Sauvignon - Cabernet Franc war lediglich mit 8 Prozent vertreten. Eine derartige Flexibilität beweisen in Bordeaux nur sehr, sehr wenige Weingüter. Doch bei Cheval Blanc steht neben dem Terroir-Gedanken auch immer die perfekte Harmonie sowie der Jahrgang selbst im Fokus, wodurch solche starken Abweichungen lediglich eine logische Konsequenz sind. Der restliche Ausbau folgt dann allerdings den hochwertigen Bordeaux-Standards.
Wie viele Weine produziert das Château Cheval Blanc?
Es steht außer Frage, dass der Grand Vin von Cheval Blanc eine der wahren Ikonen der Weinwelt ist - aber er ist nicht der einzige Wein, den sie herstellen. Seit 1988 produziert das Weingut auch einen Zweitwein, den Le Petit Cheval. Er ist alles andere als gewöhnlich, sondern gehört zur Elite der "Seconds Vins de Premiers", der Zweitweine von Weingütern mit erstem Anbaugebiet. Er wird mit der gleichen Sorgfalt hergestellt wie der Grand Vin und bietet einen zugänglicheren Charakter und einen perfekten Einstieg in Cheval Blanc.
Als Cheval Blanc 2006 das Château La Tour du Pin auf der gegenüberliegenden Straßenseite erwarb, wurden die Weinberge komplett umstrukturiert. Nur ein kleiner Teil war für rote Trauben geeignet, aber Sauvignon Blanc und Sémillon gediehen dort - was zur Schaffung von Le Petit Cheval Blanc, einem Bordeaux Blanc, führte.
Im Jahr 2008 erwarb das Weingut Château Quinault L'Enclos, ein 19 Hektar großes Anwesen in Libourne. Nach einer umfassenden Umstrukturierung erschien 2011 der erste Jahrgang unter der Leitung von Cheval Blanc, und nur ein Jahr später wurde er als Premier Grand Cru Classé klassifiziert.
Die Reichweite von Cheval Blanc geht auch über Bordeaux hinaus: Seit 1999 ist Cheval Blanc Mitbegründer von Cheval des Andes in Mendoza, Argentinien, und produziert in Las Compuertas Malbec von Weltklasse. Dank dieser Erfahrungen in den Anden wurde der Malbec ab dem Jahrgang 2024 Teil der Assemblage für Château Quinault L'Enclos - eine bemerkenswerte Entwicklung!
Sind die Weine von Château Cheval Blanc klassifiziert?
Wir haben es ja am Anfang bereits erwähnt: Von 1954 bis 2022 hatte der Grand Vin von Château Cheval Blanc den Status Premier Grand Cru Classé A. Doch 2021 stieg man bewusst aus der Klassifizierung aus, nachdem die Regularien geändert wurden. Und zwar in eine Richtung, die Cheval Blanc nicht mehr mittragen konnte und wollte, weil eben nicht mehr nur der Wein an sich im Fokus der Bewertung stand, sondern auch Kriterien wie Social-Media-Auftritt oder touristische Attraktivität nun mitzählten. Für Pierre Lurton und Pierre-Olivier Clouet, Direktor und technischer Direktor von Cheval Blanc, wurde damit eine rote Linie überschritten.
Sie machten sich die Entscheidung, aus der renommierten Klassifizierung auszusteigen, wahrlich nicht leicht. Aber letztlich blieb ihnen keine andere Wahl, wie sie in einer dazugehörigen Pressemitteilung verlauten ließen: "Das Bewertungsraster ist zu weit entfernt von dem, was uns fundamental erscheint: Terroir, Wein und Geschichte." Mit dem Austritt von Château Cheval Blanc verlor dann auch das dazugehörige Château Quinault L'Enclos die eigene Klassifizierung. Doch auch mit diesem erdbebengleichen Austritt hat das Château Cheval Blanc nichts von seinem Renommee eingebüßt. Im Gegenteil. Die Weine sind gefragter als je zuvor.
Wie schmeckt der Grand Vin von Château Cheval Blanc?
Einen wahrhaft großen Wein in Worte zu fassen, ähnelt immer ein wenig der Quadratur des Kreises. Denn kein Wort der Welt kann dem Genuss dieses Weins wirklich gerecht werden. Nähern wir uns dem Thema ein wenig aus der Distanz: Der Grand Vin von Cheval Blanc gehört zu den voluminösen, kräftigen und tanninreichen Bordeaux-Gewächsen. Seine Fülle und seine Komplexität sind erstaunlich. Noch erstaunlicher ist aber die leichtfüßige Eleganz, die fast schon ätherisch ist - und die einen wunderbaren Kontrast zu der absolut präzisen und tiefgründigen Struktur bildet. Genau das ist dann das Zentrum der außergewöhnlichen Strahlkraft dieses Weins.
Noten von Schwarzkirschen, Wilderdbeeren und Himbeeren wechseln sich hier mit einer feinen Mineralität, einem außerordentlichen Trip, lebendiger Säure und einer tänzelnden Frische ab. Ein Wein, der Biss hat, der Tiefgang hat, aber eben auch konsequent harmonisch und vor Vitalität vibrierend ist. Kurzum: Ein Wein, den man nie mehr vergessen wird, wenn man einen Schluck davon genießen darf.
Kann man einen Cheval Blanc auch jung genießen?
Natürlich können Sie den Grand Vin auch jung genießen. Genau das zeichnet einen großen Wein schließlich aus: Er zeigt seine Größe auch im jugendlichen Zustand. Aber unter uns: Der Genuss ist eben noch größer, wenn solch ein Gewächs Zeit hat, um zu reifen. Und damit meinen wir nicht ein, zwei oder drei Jahre, sondern 15, 25 oder sogar 50. Dann bilden sich die tertiären Aromen heraus, das Tannin wird sanfter, der Wein bekommt eine in sich ruhende Harmonie, die einfach unbeschreiblich ist. Deswegen: Geben Sie diesem Wein bitte so viel Zeit wie nur irgend möglich, um nicht nur einen großen Genussmoment zu haben, sondern ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis. Und wenn Sie nicht die Geduld haben, so lange zu warten, dann kontaktieren Sie uns einfach für gereifte Jahrgänge dieses edlen Tropfens. Wir beraten Sie und helfen Ihnen sehr gerne!
Warum sind die Weine von Château Cheval Blanc so teuer?
Zugegeben, selbst die Zweitweine bekommt man inzwischen nur noch im dreistelligen Bereich - der Grand Vin übersteigt diese Preise dann noch einmal sehr deutlich. Das hat zum einen etwas mit der raren Verfügbarkeit zu tun. Vom Flaggschiff kommen jedes Jahr nur rund 100.000 Flaschen auf den Markt. Das hört sich viel an, doch wenn die ganze Welt ihn begehrt, dann ist die Menge verschwinden gering. Hinzu kommt dann noch das enorme Prestige. Allein von 2005 bis 2019 erhielt der Wein sechs Mal die begehrten 100 Parker-Punkte.
Und laut Live-ex, dem großen internationalen Weinindex, gehört Cheval Blanc zu den meistgehandelten Weingütern und hat auch noch die beste Performance auf dem Markt. Damit ist das Gewächs dann auch noch eine rentable Kapitalanlage. Das alles hat den Legendenstatus geprägt - und damit auch den Preis. Wobei wir Ihnen konsequent dazu raten, diesen Wein nicht als Wertanlage, sondern als einmalige Genussmöglichkeit zu betrachten. Solch eine Legende sollte man im Leben unbedingt einmal getrunken haben als Weinliebhaber!