Die Geschichte von Chateau Le Pin

Die Geschichte von Chateau Le Pin

Es sind gerade Weine wie Le Pin, die Pomerol am rechten Ufer nicht nur zu einer der renommiertesten Appellationen des Bordeaux gemacht haben, sondern in den letzten Jahrzehnten auch zum weltweiten Ruf der Bordeaux-Weine beigetragen haben.

Le Pin ist schon seit vielen Jahren eine echte Legende. Doch wie kam es dazu? Was macht diesen Wein so besonders? Wie schmeckt er? Und warum ist er so teuer?

Auf all diese Fragen wollen wir hier eingehen.

Ist Le Pin ein Wein oder ein Weingut?

Beides! Offiziell heißt das Weingut Château Le Pin. Und der Grand Vin trägt den Namen des Weinguts. Wie bei Petrus haben die Eigentümer von Le Pin jedoch beschlossen, den Begriff Château auf dem Etikett wegzulassen, um sich auf den Wein selbst zu konzentrieren und nicht auf das Unternehmen, das dahinter steht. Der Name leitet sich übrigens von den beiden Kiefern ab, die in der Nähe des Weinkellers wachsen. Allerdings wurde der Weinkeller - wie auch das Schloss - erst lange nach dem ersten Jahrgang von Le Pin gebaut. Normalerweise verhält es sich immer andersherum. In diesem Fall steckt jedoch eine ganz besondere Entscheidung dahinter, auf die wir in der nächsten Frage näher eingehen werden.

Wie alt ist Château Le Pin?

Dank des Renommees von Château Le Pin könnte man meinen, dass das Weingut Hunderte von Jahren alt ist. Aber das ist weit von der Wahrheit entfernt! Tatsächlich beginnt die Geschichte von Le Pin erst im Jahr 1927, als Madame Loubie einen kleinen Weinberg von nur einem Hektar erwirbt. Dies war der Grundstein für das, was später Le Pin werden sollte. Allerdings nicht unter Madame Loubie, die ihr ganzes Leben damit verbrachte, aus den Trauben Wein zu machen, aber er hatte noch nicht die legendäre Ausstrahlung von Le Pin.

Als Madame Loubie starb, kaufte die belgische Familie Thienpont das kleine Weingut. Eine logische Entscheidung, denn die Familie besaß bereits das benachbarte Vieux Château Certan. Anstatt den Weinberg einfach in sein Weingut zu integrieren, beschloss Jacques Thienpont, ihn zu einem eigenständigen Wein zu machen. Das war die eigentliche Geburtsstunde von Le Pin. Der erste Jahrgang war 1979.

Wie viele Hektar Weinberge hat das Château Le Pin?

Aus dem einen Hektar sind inzwischen knapp fünf Hektar geworden. Die Trauben für den Grand Vin von Le Pin stammen jedoch nur von knapp zwei Hektar. Diese bestehen aus dem ursprünglichen Weinberg, den die Thienponts 1970 erworben haben. Im Jahr 1984 erwarb die Familie eine 0,3 Hektar große Nachbarparzelle und ein Jahr später weitere Parzellen von insgesamt 0,65 Hektar. Genau diese Weinbergsfläche, verteilt auf sieben zusammenhängende Parzellen, bildet bis heute die Grundlage für den legendären Grand Vin aus Pomerol.

Welche Rebsorten werden in Le Pin verwendet?

Der größte Teil des Weinbergs ist der roten Rebsorte Merlot gewidmet, die auch das Herz, die Seele und das Rückgrat des Grand Vin ist. Man vergisst leicht, dass die Parzellen nicht zu 100% aus Merlot bestehen, sondern "nur" zu 92%. Die restlichen 8 % sind Cabernet Franc gewidmet, der dem Le Pin seine Struktur verleiht. Die Rebstöcke sind im Durchschnitt 40 Jahre alt und daher tief in den schwierigen Böden verwurzelt.

In welcher Art von Boden wachsen die Reben?

In Pomerol befindet sich ein Hochplateau, das in der ganzen Welt legendär ist. Wie überall in der Appellation besteht auch hier der Boden aus einer dicken Schicht aus Kies und Sand, darunter Ton. Diese Kombination wird als "Crasse de fer" bezeichnet. Es gibt jedoch zwei wesentliche Unterschiede zwischen dem Plateau und dem Rest von Pomerol. Erstens ist die Tonschicht wesentlich tiefer.

Um von dem schweren Boden zu profitieren, müssen die Reben daher tiefer wurzeln. Das bedeutet, dass sie automatisch mehr von dem "aufsaugen", was wir gemeinhin als Teil des Terroirs definieren. Mit anderen Worten: den Geschmack des Ursprungs. Zweitens, und das ist tatsächlich entscheidend, enthält der Plateauboden zahlreiche Eiseneinschlüsse. Genau diese verleihen dem Merlot, der hier gedeiht, seine unglaublich tiefe und komplexe Ausstrahlung. Terroir at its best sozusagen.

Wie wird der Le Pin vinifiziert?

Wenn es um die Vinifizierung der Grand Vins von Château Le Pin geht, kann nicht genug betont werden, dass die Handarbeit hier sehr wichtig ist und absolut im Vordergrund steht. Das beginnt natürlich beim natürlichen und nachhaltigen Anbau. Die Familie Thienpont hat von Anfang an auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet und verwendet ausschließlich natürliche Techniken zur Bodenbearbeitung. Die Trauben werden selbstverständlich ausschließlich von Hand geerntet und sorgfältig selektiert, so dass nur die besten Trauben so schonend und sorgfältig wie möglich gepresst werden. Anschließend werden die Trauben in kleinen Chargen vergoren, um ihre individuellen Aromen zu erhalten. Und ja, das ist wirklich eine Besonderheit.

Die Gärung erfolgt heute in temperaturkontrollierten Edelstahltanks und nicht mehr in Barriques, wie es früher der Fall war. Allerdings wird der Wein dann zum Ausbau in Barriques umgefüllt. Dies dauert mindestens 18 Monate, wie es in Bordeaux üblich ist. Je nach Jahrgang können es aber auch bis zu 24 Monate sein. Ursprünglich waren die Barriques komplett neu. Heutzutage werden "nur" noch 50 % neues Holz verwendet, die anderen Fässer sind aus zweiter Hand. Jacques Thienpont und sein Cousin Alexandre, der nicht nur in den Familienbetrieb eingestiegen ist, sondern auch auf Château Le Pin lebt, werden von Dany Rolland beraten - der Frau des legendären Önologen Michel Rolland, die ihrem Mann in nichts nachsteht.

Warum ist Le Pin eine Weinikone?

Mehrere Faktoren haben dazu beigetragen, dass Le Pin in kürzester Zeit zu einer echten Ikone geworden ist. Zunächst ist da natürlich die außergewöhnliche Qualität. Sie bildet die absolute Grundlage. Ohne sie wäre ein solch dauerhafter Erfolg nicht möglich. Aber es ist diese Qualität in Verbindung mit der Tatsache, dass der erste Jahrgang von Le Pin nur in winzigen Mengen ohne eigene Kellerei produziert wurde. Dies machte den Le Pin 1979 zum allerersten der so genannten Garagenweine". Mit anderen Worten, der erste Wein von phänomenaler Qualität, der sich durch sehr niedrige Hektarerträge und einen außergewöhnlich hohen Ausdruck des Terroirs auszeichnet. Und natürlich die winzigen Produktionsmengen. Aber das ist noch nicht alles.

Der Status einer Neuheit und einer Rarität mag dazu beitragen, ihn berühmt zu machen. Zu einer Ikone wurde der Le Pin jedoch erst durch zahlreiche hohe internationale Weinbewertungen. Bis heute erhält der Le Pin Jahr für Jahr einen wahren Punkte-Regen. Mit einer Ausnahme: der Jahrgang 2003. Aufgrund des extrem heißen Sommers, unter dem die Reben zu sehr litten, um gute Trauben zu produzieren, beschlossen die Thieponts, in diesem Jahr keinen Wein zu keltern. Für sie steht die Qualität nach wie vor an erster Stelle.

Wie schmeckt ein Le Pin?

Versuchen Sie doch einmal, die Ausstrahlung einer Ikone in Worte zu fassen und dabei ihre Seele einzufangen! Aber gut, wir nehmen die Herausforderung an. Im Allgemeinen glänzt ein Le Pin mit fruchtigen Noten von wilden Blaubeeren, Brombeeren und schwarzen Kirschen. Dazu gesellen sich meist blumige Noten von Veilchen oder ein Hauch von Flieder. Dies variiert von Jahrgang zu Jahrgang. Ebenso ausgeprägt sind Nuancen von Anis, Nelke, Zigarrenkiste und Menthol. Als ob das nicht schon vielfältig genug wäre, liegt die wahre Stärke dieses Weins in seiner Textur. Er ist seidig und kraftvoll zugleich, tänzelnd und genießerisch, dicht und doch delikat, tiefgründig komplex, aber auch leicht federnd und geschmeidig.

Es sind gerade diese vielfältigen Kontraste, die den Le Pin so besonders machen. Wenn man ihn genießt, scheint die Zeit stillzustehen. Nur Sie und der Wein, der Sie völlig in seinen Bann zieht. Das können nur wirklich große Weine leisten! Ein Le Pin kann leicht 20 Jahre reifen und dabei immer größer werden. Aber das Erstaunliche ist, dass er bereits in jungen Jahren zugänglich ist und ein großes Vergnügen bereitet, ihn zu trinken. Ein wirklich außergewöhnlicher Wein.

Warum ist Le Pin so teuer?

Kaum zu glauben, dass der Le Pin 1979 bei seiner Markteinführung umgerechnet nur 150 Euro gekostet hat. Heute sind solche Preise nur noch ein Traum. Längst ist Le Pin aus dem dreistelligen in den vierstelligen Preisbereich vorgedrungen. Das liegt zum einen natürlich an der allgemeinen Preisspirale, die in den 1980er Jahren einsetzte, als die Bewertungen des legendären Weinkritikers Robert Parker den Bordeaux-Weinen weltweite Aufmerksamkeit und Prestige bescherten. Diese Preisspirale ist nun rückläufig. Und ja, Le Pin ist jetzt auch etwas 'billiger'.

Aber er ist noch lange nicht billig. Der Grand Vin liegt immer noch im vierstelligen Bereich. Das liegt aber nicht nur an seinem Ruf als legendärer Wein, sondern auch an seiner sehr begrenzten Verfügbarkeit. In der Regel werden nur 600 Kisten pro Jahr freigegeben. Manchmal mehr, manchmal weniger. Das sind etwa 8.000 Flaschen. Und das sind Flaschen, an die Weinliebhaber normalerweise nicht herankommen, weil sie so schnell ausverkauft sind. Sie können sich glücklich schätzen, wenn Sie eine dieser seltenen Flaschen ergattern können.

Produziert Château Le Pin auch einen Zweitwein?

Seit 2012 - dem Jahr, in dem der neue Weinkeller eingeweiht wurde - können Weinliebhaber den Zweitwein "Trilogie" genießen. Der Name könnte vermuten lassen, dass Merlot und Cabernet Franc durch eine dritte rote Rebsorte in "Trilogie" ergänzt werden. Aber das ist nicht der Fall. Der Name rührt daher, dass es sich bei dem zweiten Wein um einen Verschnitt aus mehreren Jahrgängen handelt. Das bedeutet, dass in jedem Wein Trauben aus drei Jahrgängen verwendet werden. Auch das war damals ein einzigartiges Verfahren in Bordeaux. Typisch Le Pin.

Von der "Trilogie" werden nur winzige Mengen auf den Markt gebracht. Und natürlich ist dieser Wein längst zu einem Kultwein geworden, dessen Preis im mittleren bis oberen dreistelligen Bereich liegt. Aber er ist auch ein Wein, der die Stärken des Terroirs von Pomerol unabhängig vom Jahrgang zur Geltung bringt. Eine echte Sensation, die jeder passionierte Weinliebhaber unbedingt einmal probieren sollte.

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